Samstag, 6. Oktober 2012

Rezension "Der Weg der Könige"


Der Weg der Könige

Die Sturmlicht-Chroniken - Erster Roman

von Brandon Sanderson


Verlag: Heyne (2011)
Seiten: 884
Preis: 21,99 € (gebundene Ausgabe)
Originaltitel: The Way of Kings - Book One of The Stormlight Archive
Reihe: Die Sturmlich Chroniken - Band 1 von bisher 2 (im Original 10 geplante)
Übersetzung: Michael Stiefener

Bewertung: ☻☻☻☻☺ (4/5)



Klappentext:

Roschar ist eine sturmumtoste Welt. Jahrtausendelang wurde Roschar von den Herolden und ihren Strahlenden Rittern regiert, übermenschlichen Krigern, deren magische Splitterklingen jedes Leben auslöschen konnten. Doch die Herolde sind verschwunden und nun droht Roschar zu zerfallen.
In dieser Zeit des Untergangs begeben sich vier ganz unterschiedliche Menschen auf die Suche nach neuer Hoffnung. Dalinar, der Bruder des ermoderten Königs von Alethkar und ein alternder Krieger in einem der mächtigsten Reiche von Roschar, wird von verstärenden Visionen aus längst vergessenen Zeiten heimgesucht. Kaladin, ein junger Sklave, muss sein Schicksal in den Kämpfen und Stürmen des HJeeres von Alethkar finden. Schallan ist eine junge Adelige, deren Herz sich nach unerforschten Geheimnissen sehnt, deren Familie ihr jedoch einen so frevelhaften wie gefährlichen Auftrag gegeben hat. Und schließlich Szeth, ein mysteriöser Assassine, der nicht nur den Känig von Alethkar ermordet hat, sondern der für noch dunklere Taten ausersehen wurde. Allle vier erkennen nach und nach, dass die Zukunft Roschars in den Händen derer liegt, die das Geheimnis der Splittergrunden ergründen können...
(Bild und Klappentext von Heyne)

 

Rezension:

Die Welt in die uns Brandon Sanderson schickt, ist einzigartig und mit keinem Buch, das ich bisher gelesen habe, zu vergleichen. Man könnte sagen er nimmt die Welt die wir kennen und setzt sie neu zusammen wie es ihm passt. Über allem stehen die regelmäßig auftretenden Stürme, die mit den zerstörerischsten Stürmen unserer Welt vergleichbar sind und nach denen die Menschen ihr Leben ausrichten. Eine ungeschützte Nacht in einem solchen sogenannten "Großsturm" kommt einem Selbstmord gleich. Selbst die Behausungen der Menschen sind nach ihnen ausgerichtet: da die Stürme immer von Osten - dem "Ursprung" - aufziehen, sind die Gebäude keilförmig nach Westen ausgerichtet um den Stürmen standhalten zu können. Ebenso hat sich die Umwelt auf die Stürme ausgerichtet: Gras zieht sich in den Boden zurück, wenn sich etwas nähert, Blätter legen sich an die Bäume an und riesige Tiere schützen sich mit dicker Panzerung.
Gleichzeitig nutzen die Menschen die Stürme. Werden Edelsteine einem solchen Sturm ausgesetzt, laden sie sich mit "Sturmlicht" auf. Zum einen werden die Edelsteine in Glaskugeln als Währung genutzt, zum anderen dienen aufgeladene Edelsteine als alternative Lichtquelle und als Energiequelle in verschiedenen Geräten - sogenannten "Fabrialen". Und zu guter Letzt gibt es noch die Wogenbinder. Beinahe in Vergessenheit geratene Menschen, die das Sturmlicht nutzen können, beispielsweise um die Schwerkraft auf einen bestimmten Gegenstand zu ändern und somit an der Wand laufen zu können.
Und dann sind da noch die Sprengsel. Mysteriöse, geisterhafte Wesen aller Größen, die von den Gefühlen und Taten der Menschen angezogen werden. Die eigentlich seelenlosen Gestalten werden beispielsweise als Angstsprengsel von einem furchtsamen Menschen, als Schöpfungssprengsel von einer Malerin und als Fäulnissprengsel von einem Kranken angezogen. Sie existieren in allen Dingen und können nur von einigen Menschen gesehen werden.
So könnte ich noch lange weiter machen, wie zum Beispiel damit, dass die Männer als Krieger und Arbeiter ihr Leben verbringen und das Lesen, Forschen und schöpferische Tätigkeiten den Frauen vorbehalten sind, oder was die Seelengießer tun oder wer die Feuerer sind...

Wie wahrscheinlich jetzt schon Einige gemerkt haben, ist Roschar eine Welt, die eine Menge Fantasie vom Leser erwartet und die Fähigkeit bekannte Dinge aus völlig anderen Blickwinkeln zu betrachten. Vor allem in den ersten Kapiteln gestaltet sich dies als schwierig, da Sanderson nur so mit Begriffen um sich wirft, die der Leser noch nicht kennt. Erst nach und nach versteht man diese Welt mehr, wobei das gesamte Buch über immer neue Bezeichnungen auftauchen, die nie geklärt werden und allein der Fantasie des Lesers überlassen sind. Und dann wären da noch die vielen ungeklären Fragen, die wohl erst in den nächsten beiden Romanen beantwortet werden.
Vom Aufbau her gestaltet sich das Buch zunächst genauso chaotisch, wie die ersten Kapitel in sich. Zwischen jeden Kapiteln finden Zeit- und/oder Charakterwechsel statt. Wie im Klappentext angedeutet handelt es sich dabei im Wesentlichen um den ehemaligen Soldaten Kaladin, der aus einem nicht näher beschriebenem Verrat seines Hellherren (die sogenannten "Hellaugen" stellen den Adel von Roschar dar und stehen über den dunkeläugigen Menschen) zum Sklaven wird. Regelmäßig finden auch Zeitsprünge in seine Kindheit statt, die seine Persönlichkeit um so reeller erscheinen lassen. Meiner Ansicht nach bildet Kaladin das Herzstück der Geschichte. Der zweite Hauptcharakter ist Großprinz Dalinar, einer der mächtigsten Männer des Königreiches Alethkar. Der einst strahlende Kriegsherr verliert zunehmend an Ruf, weil er an den alten Werten seines ermordeten Bruders - der letzte König Gavilar - festhält und zudem von seltsamen Visionen aus einer längst vergangenen Zeit - den Schattentagen - heimgesucht wird. Nach und nach verlieren die anderen Großprinzen, der König und selbst sein ältester Sohn den Glauben in ihn. Und als letzter Hauptcharakter bleibt Schallan. Die Tochter einer alten Familie, die durch den plötzlichen Tod des Vaters in tiefe Schulden gestürzt wird, wird ausgeschickt um der mächtigsten Frau der Welt im Geheimen ihren Seelengießer zu stehlen.

Mit diesen Beschreibungen, den seltsamen Begriffen und nur angeschnittenen Charakteren will ich verdeutlichen wie sich das Buch entwickelt und vor allem zum Selbstlesen anregen. So wie sich die Charaktere und die Welt im Buch entwickeln, baut sich auch im Kopf des Lesers eine völlig neue Welt auf. Erweitert wird dies noch durch ein Präludium, einem Prolog und Zwischenspielen zwischen den drei Hauptteilen, in denen andere unabhängige Charaktere - meistens nur ein Kapitel lang - begleitet werden. Welcher Zusammenhang zwischen all diesen Personen besteht wird wohl erst in den nächsten Buchteilen geklärt.

Als Fazit sehe ich das Buch "Der Weg der Könige" als eines der fantasievollsten Werke, die ich bisher gelesen habe. Wer über viel Fantasie verfügt und sich an der scheinbaren Unübersichtlichkeit, die sich später als sehr sinnvoll herausstellt, nicht stört, wird dieses Buch lieben. Die Hauptcharaktere werden äußerlich kaum beschrieben, aber ihre Charakterzüge sind ausdrucksstark und man kann sich sehr gut in sie hinein fühlen. Ihre Reaktionen und Gedanken sind in sich schlüssig und widersprechen sich nicht. Der Buchaufbau und die vielen offenen Fragen drängen den Leser förmlich dazu auch die beiden weiteren Teile der Buchreihe zu verschlingen.
Gleichzeitig muss aber gesagt werden, dass ich persönlich erst mit dem Fortschreiten im Buch immer mehr Spaß am Lesen gefunden habe. Vor allem am Anfang ist es recht anstrengend und die Welt in die man mehr oder weniger hineingeworfen wird, lässt einen durchaus den Überblick verlieren.
Alles in allem ist dieses Buch jedoch extrem lesenswert und ich würde es jedem weiterempfehlen. Es handelt sich um ein Epos obersten Ranges und ich werde auf jeden Fall die nächsten Teile ebenso lesen. Auf jeden Fall hat die Reihe das Potential neben der "Königsmörder-Chronik" von Patrick Rothfuss zu meinen Lieblingsbüchern zu gehören.

Alles in allem bewerte ich das Buch damit mit 4/5 Punkten: ☻☻☻☻☺
die sich allerdings mit den nächsten Bänden auch gut zu 5/5 steigern können. :D

In diesem Sinne: ab in den Laden, kaufen, lesen!
~Robin

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